Lustwandeln im Schloss Schleißheim
Neben dem Stricken gibt es noch eine Sache, die ich echt gern mache, und das sind Besichtigungstouren – und dann kam über die Ironblogger München eine Einladung von Tanja Praske zu einem Tweetwalk – Lustwandeln im Schloss Schleißheim. Perfekt für mich! Und deshalb habe ich auch direkt euphorisch ja gesagt, als die Einladung zu einem Tweetwalk im Schloss Schleißheim mich erreichte. Was genau das ist, hat BR24 in einem Tweet super zusammengefasst (Ihr könnt mich bei 1:11 kurz sehen).
Am Samstag war es dann also so weit. Morgens um 11 Uhr ging es los, mit einer Führung durch das Schloss, auf das Schlossdach und in den Garten.
Im Schloss Schleißheim
Das Neue Schloss Schleißheim wurde im Auftrag Kurfürst Max Emanuels 1701-1704 nach Entwürfen von Henrico Zuccalli begonnen und ab 1719 unter Joseph Effner vollendet. Dabei wurde nur das Hauptgebäude realisiert.
Im großen Saal (Vestibül) empfing uns barocke Musik. Wir lernten, dass man zur damaligen Zeit direkt am Saal mit der Kutsche ankam und von dort aus auch direkt in den Garten hinaustreten konnte. Ein prunkvolles Treppenhaus lud uns zu zahlreichen Fotos ein.
Die Große Galerie ist mit einer prunkvollen Raumausstattung gestaltet, und hier hängen sehr wertvolle Originalgemälde flämischer und italienischer Meister (u.a. von Rubens). Schon der Kurfürst Max Emanuel hatte hier eine Gemälde-Sammlung begonnen, diese ist inzwischen in der Pinakothek München zu sehen. Wir haben ein paar große Säle durchwandert, auf Instagram habe ich auch noch einige Fotos davon veröffentlicht.
Rauf auf’s Dach
Von einem der Säle im ersten Stock durften wir durch eine in der Wand versteckten Tür gehen. Dahinter verbarg sich ein schwindelerregendes (für mich jedenfalls) Treppenhaus, in etlichen Windungen ging es hinauf bis unter’s Dach. Dort, unter alten Dachbalken, hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Außenanlagen des Schlosses.
Der hier zu sehende Balken ist übrigens ein Original, noch handbeschlagen und nicht mechanisch begradigt. Durch die runden Fenster sah man zum Garten hin noch ein Dach. Und auf das durften wir rauf!
Auf einem schmalen Bretterpfad balancierten wir auf das Dach, und da wir vermutlich unter den Letzten sein werden, die dort noch hindurften, war natürlich klar, dass wir „ich war dort“-Selfies machen mussten. Und natürlich auch den total exakt angelegten Barock-Garten bestaunen! (Hier lohnt sich sicher ein Vergrößern des Fotos)
Garten-Mathematik
Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, lernten wir, was für ein irrsinniger Aufwand es war, den Barock-Garten, das Blumenparterre, wieder originalgetreu zu rekonstruieren. Zunächst wurde das vorhandene Erdreich behutsam abgetragen, dann Effners Zeichnungen, alte und neue Luftaufnahmen analysiert. Schließlich löste man das mathematische Rätsel der ungeraden Maße durch ein „eigenes Schloss-Fußmaß“ von 27,5 cm und konnte dann die Arabesken und Oktogone mit Hilfe von logarithmischen Folgen, Fibonacci und Quadratzahlen exakt berechnen.
Die Suche nach den perfekten Kieseln – im Kasten die historischen Funde, darum der heute verwendete Kies, das Auslegen von Rollrasen, das Pflanzen der historischen Pelargonie „Mrs. Pollock“ – so viel Aufwand hätte ich vor dieser Führung niemals erwartet, was den Garten anbelangt. Sehr viel habe ich dazugelernt! Hier kann man sich das noch ganz genau ansehen.
Jetzt aber Lustwandeln
Wir gingen weiter in den großen Garten, in die Buskettzone, wo man früher eben lustwandelte oder Theaterstücke ansah. Wir erfuhren, dass man recht rabiat die Bäume ausdünnen müsse, damit die Struktur mit Hecken und Laubengängen erhalten bliebe.
Hierzu hatte ich vor zwei Jahren schon einmal eine Führung genossen, und so viel sei gesagt: das Areal ist riesig, da neigt sich das Wandeln schon einem Gewaltmarsch zu. Und so beließen wir es hier auch nur bei einer Buskette und lustwandelten weiter.
Noch etwas Obst?
Denn dann bekamen wir noch einen Teil des Gartens zu sehen, der mir bis dato völlig unbekannt war: ein veritabler Obstgarten, voll mit uralten Bäumen und frisch dazu gepflanzten alten Apfelsorten. Die graue Renette durften wir auch kosten, ein recht hässlicher Apfel, der keinem Supermarkt standhalten könnte, aber wunderbar säuerlich-saftig schmeckt.
Man kann dort auch Obst kaufen (jeweils Fr und Sa) und auch die Schleißheimer Schlossbrände käuflich erwerben. Da ich mit dem Auto gekommen war, blieb mir die Verkostung der Brände leider verwehrt, und so ging für mich an dieser Stelle ein wunderbarer Tweetwalk zu Ende.
Hallo! Das ist ein Strickblog!!
Natürlich hatte ich auch Strickzeug dabei, und meinen fast fertigen Loop. Und was lag näher, den Stand der Dinge einfach mit einem Foto im Blumenparterre zu dokumentieren? 🙂
5. November 2016 zu 17:19
Liebe Nicole,
jetzt erst entdecke ich deinen wunderschönen Bericht vom Tweetwalk … und das auch nur, weil ich gerade bei mir im Blog-Backend stöberte und du dort aufplopptest.
Du hast so treffend das Lustwandeln beschrieben. Deine Fotos sind wunderschön. Allein beim Anschauen sah ich mich zurückversetzt – es war ein ganz toller Tag mit euch allen!
Ich werde deinen Post noch verlinken und an die Schlösserverwaltung weiterreichen!
Dir alles alles Gute und hoffentlich bis bald!
Herzlich,
Tanja
5. November 2016 zu 17:24
[…] auf „Strickblog“: „Lustwandeln im Schloss Schleißheim“ […]
11. November 2016 zu 12:51
Hallo liebe Nicole,
wow, dein Cowl ist ein richtiger Hingucker und harmoniert farblich so schön mit der Schleißheimer Gartenlandschaft – richtig toll! Vielen Dank für deinen Blickwinkel auf unseren Tweetwalk in Schleißheim und auch großes Dankeschön, dass du dabei warst.
Ich wünsche dir ein erholsames Wochenende!
Liebe Grüße aus dem Schloss Nymphenburg
Gesine von der Schlösserverwaltung