Heimwärtsschleppe half: Katze ist wieder da
Update 6:20 Uhr am 21. Juli 2018: sie ist wieder da – die Heimwärtsschleppe war erfolgreich! Soeben ist wohlbehalten wieder nach Hause gekommen. Uff!
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Meine Katze Niara, eigentlich eine reine Wohnungskatze, hatte schon seit ewiger Zeit den Trieb, unserem Freigänger nach draußen zu folgen. Nun entstammt sie einer Dynastie von Zuchtkatzen, die nie die Draußenwelt erlebt hatten. Entsprechend wurde sie von ihrer Mutterkatze auch nicht geschult. Niara ist eine Snow-Bengalkatze. Blauäugig, mit nur geringem Winterfell gesegnet, mit einer Leoparden-Flecken-Zeichung versehen. Sie kennt keine Mäuse, keinen Rasen, keinen Regen, keine Autos, keine Hunde… you name it. Aber irgendwie tickte in ihr dieser unbändige Drang. Raus – Raus – RAUS!
Da sie immer sah, wie unser Jodokus maunzte für Rausgelassen-Werden, begann sie seinen Tonfall zu imitieren. Jeden Türschlitz versuchte sie für eine Flucht nach draußen zu nutzen. Es half alles nichts, sie wollte das da draußen erkunden. Also begannen wir schon im letzten Sommer, sie an ein Geschirr (eigentlich gedacht für winzige Hunde) und eine Flexi-Leine zu hängen, damit sie Eindrücke sammeln kann. Sie war sehr ängstlich. RASEN! GRAS! AMEISEN! GE-RÄU-SCHE!!! Sie zuckte bei Hummeln zusammen oder wenn jemand ein Garagentor schloss. Immer schoss sie wie ein geölter Blitz hinein. In diesem Sommer wurde sie routinierter, sie erkundete den Garten, fing einen Grashüpfer, kratzte am Holz, erschloss sich Jodokus‘ Lieblingsliegeplätze. Fein.
Unter Aufsicht sollte sie dann also gern ein bisschen weiter gehen dürfen. Wir haben das damals schon bei Jodokus so gemacht, damit er nicht auf die (Haupt-)Straße gerät, sondern hinten bleibt. Schlupflöcher zeigen, Wege ebenso, Verkriechmöglichkeiten. Sie durfte nach und nach auch mal ohne Leine draußen sein, blieb ein Viertelstündchen, dann wollte sie wieder rein. Es ging sich also sehr gut an.
Der Ernstfall
Am Donnerstag Nachmittag wurde sie wieder einmal zu einer Stippvisite hinausgelassen, und durch ein Missverständnis nahmen wir an, sie sei längst wieder drinnen, was sie aber nicht war. Freitag zur Fütterungszeit also: keine Niara im Haus. Sofort fingen wir an, draußen zu suchen. Nichts. Nicht in der Garage, nicht auf den Lieblingsplätzen, nicht im Schuppen, nirgendwo. Weg.
Ich holte mir schnell über Facebook Hilfe, man verwies mich auf die K-9-Mantrailer und die Fachleute von PetGuard. Da Niara ihre Umgebung kaum kannte, aber jung, gesund und fit sowie kastriert und gechippt ist, kam man nicht direkt mit einem Suchhund (weil quasi keine Lebensgefahr bestand), sondern gab uns Tipps, wie wir sie selbst heimlocken könnten. Wir hatten Niara schon bei TASSO vermisst gemeldet, also druckten wir Unmengen von Suchplakaten. Mein Sohn klapperte die gesamte Nachbarschaft ab, bat darum, in Schuppen, Garagen, Kellern und Gärten selbst schauen zu dürfen (damit Niara sich nicht vor Schreck verkriecht). Er verteilte Flyer in die Briefkästen (Plakatieren im öffentlichen Raum ist in Gauting verboten). Wir sicherten Duftspuren von ihr, falls doch ein Hund nötig wäre. Ich rief die Polizei, das Tierheim, diverse Tierärzte und Kliniken an, vorsichtshalber. Die Straßenmeisterei (tote Katzen…) habe ich leider nicht erreicht. Keine Niara zu finden. Nichts.
Die K-9-Frau gab mir viel Hoffnung, nicht aufzugeben. Wir sollten unser Haus stets offen halten und Futter bereitstellen (großes Like von Jodokus… seufz…). Safira, die zweite Indoorkatze, wurde also kurzerhand ins Teenie-Zimmer eingesperrt (großes Dislike von ihr), die Terrasse blieb offen.
Heimwärtsschleppe
Als es draußen dunkel wurde, begannen wir mit der „Heimwärtsschleppe“. Dazu benötigt man möglichst hm verschwitzte getragene Kleidung der Lieblingsmenschen der Katze. Diese wickelt man fest in eine Tüte o.ä. – dann lässt man den Lieblingsmenschen per Auto ungefähr 500m von daheim loslaufen (Hinweg mit dem Auto, um keine Düfte zu verteilen). Und der Mensch zieht dann seine Klamotte langsam hinter sich her heim. Wischt gern mal an Hausecken damit. Wir haben das noch mit einem Mix aus Wasser und Katzenfutter verstärkt und dieses versprüht. Daheim angekommen, wird die Prozedur verteilt. Wir konnten leider vor dem großen Gewitter nur zwei Spuren ziehen, Gottseidank kam nachts meine Tochter heim, DIE Bezugsperson von Niara. Eine Spur konnte sie noch legen.
YES!!
Morgens um 6 Uhr spürte ich plötzlich einen „Hopp“ auf meinem Bett. Jodokus? Nein, lag neben mir. Safira? Kann nicht sein, die ist eingesperrt. Moment!! Sofort war ich hellwach. Niara war wieder da! Beherzt griff ich zu und hielt sie fest, trommelte den Nachwuchs wach, um die Terrassentür zu schließen. UFF! Zehntausend Steine fielen vom Herzen. Wir denken, die Mixtur aus den guten Tipps von den Ehrenamtlichen Mantrailern hat den Erfolg gebracht. 36 Stunden nach ihrem Ausflug und zwei Nächte später war Niara wohlbehalten daheim.
Besten Dank deshalb an K-9 München-Würmtal und Pet-Guard. Wir hätten sonst bestimmt viel falsch gemacht…
30. Juli 2018 zu 21:33
Wahnsinn. Das ist ja eine tolle Geschichte. Respekt, und meine Hochachtung, daß ihr euch so viel Mühe gemacht habt. Es hat sich gelohnt. Bin selbst seit Jahrzehnten Dienerin diverser Majestäten und -tinnen.
Alles Gute euch weiterhin und nochmal Danke für diese schöne Geschichte.
Gruß aus Hagen/NRW
von Monika