Besuch in der Heimat: Phaeno & Autostadt Wolfsburg
Zwei Attraktionen hat Wolfsburg noch bekommen, seit ich 1992 meine Heimat verließ: seit der Expo 2000 gibt es die Autostadt, und seit ein paar weiteren Jahren das phaeno. Dazu zuerst.
phaeno
Wie viele Bauwerke in Wolfsburg, so wurde auch das phaeno von einer namhaften Architektin, nämlich Zaha Hadid entworfen. Es sieht von außen etwas seltsam aus, passt aber in die Umgebung. Leider ist es wohl so, dass die Architektin veranlasste, dass der Blick auf das Gebäude nicht mit irgendetwas verstellt werden darf, so ist der Vorplatz ziemlich beton-öde. Schade, ein bisschen Grün hätte dem Gebäude gut getan, ein Begegnungsort, an dem man auch gern verweilt.
Im Inneren findet sich ein „Science Center“. Sehr positiv: als Alleinerziehende mit Kindern gilt man hier als Familie – davon können sich bitte viele Veranstalter eine Scheibe abschneiden. Und dann geht es auch gleich los: es gibt eine riesige Fülle an kleinen Stationen zu verschiedenen naturwissenschaftlichen Phänomenen, und man ist dazu aufgefordert, sie auszuprobieren. Optik, Mechanik, Mathematik, Spürsinn. Einige kleine physische Experimente, jede Menge verblüffende Effekte. Auf den Fotos seht Ihr einen Teil davon. So haben Saskia und ich uns im Lamellenspiegel gegenüber gesessen. Wir haben Infrarotkameras ausprobiert, Schatten- und Lichtspiele erkundet. Das Bild mit dem Herz ist von einer Sonderausstellung, da geht es um Zeit, da waren sehr viele lustige Slow-Motion-Geschichten zu sehen. Wir haben Rauchkringel und Lichtblitze hergestellt, unseren Augen nicht getraut und so manches trotz Erklärung seltsam gefunden. Sagenhafte sieben Stunden haben wir im phaeno verbracht, und bei „Mathe“ ging uns die Puste aus, es hätte also noch mehr Stationen gegeben.
Das phaeno kann man als Erwachsener gut besuchen, Kinder sollten nach meinem Dafürhalten schon in die Schule gehen oder knapp davor sein. Mit uns waren einige Kleinkinder unterwegs, die hatten a) an vielen Dingen kein großes Interesse, weil es für sie nichts Spannendes war und b) ganz schnell keine Lust mehr. Es war für einige Eltern sichtlich kein Vergnügen, wenn die lieben Kleinen den lieben Größeren den Spaß verdarben.
Autostadt
An einem anderen Tag überquerten wir dann die große Brücke hinter dem phaeno und betraten die Autostadt. Dieser Trip begann mit einer Enttäuschung: Werksführungen scheinen wohl inzwischen eher den Auto-Abholern vorbehalten zu sein – der Blick in die Produktion gelang uns also nicht. Schade! Man kann sich nicht mal voranmelden oder so. Aber egal, die Autostadt ist ja da und kann erkundet werden. Für jede Marke unter dem Volkswagen-Dach gibt es eigene Show-Rooms. Und so gab es für mich sogar noch etwas Neues zu sehen, obwohl ich vor Jahren mal dort war (denn Porsche und Bugatti gehörten damals noch nicht zu VW). Im Hauptgebäude konnte man sich die Zukunft der autonomen Fahrzeuge, wie VW sich das vorstellt ansehen, eine Ausstellung zum Klimaschutz (ausgerechnet, Galgenhumor bei VW?) und ein paar wirklich nette Filmchen zum Thema Nostalgie ansehen. Im Zeithaus gab es ein Automuseum. Überraschend für mich allerdings: sehr viele markenfremde Autos und doch recht wenig VW-Geschichte. Komisch, das hatte ich anders in Erinnerung. Das alte Automuseum hat mir besser gefallen. Aber gut. Für jemanden, der nicht in Wolfsburg aufgewachsen ist, bestimmt interessant.
So viele Marken
Dann die einzelnen Markenhäuser. Bugatti mit einer Lightshow – nun ja. Nett. Seat mit sehr viel kleinen sympathischen Details. Audi mit richtig viel Informationen – da hatten wir irgendwann keine Lust mehr, zugegeben. Skoda mit einer richtig toll gemachten eigenen kleinen Zeitreise, dargestellt mit Mini-Autos (das war so fein, dass ich nicht mal ein Foto davon habe). Ein Highlight: Porsche, da saß ich dann doch zum ersten Mal in meinem Leben in einem 911er Carrera. Ja, doch, würd ich nehmen. Und ehrlicherweise am besten gefallen hat mir das Nutzfahrzeuge-Haus. Der neue Westfalia-Camper mit allem Zipp und Zapp war wirklich sehr durchdacht und dabei schön und gemütlich. Man darf ja überall rein und dran, also konnte wir damit ein bisschen Urlaubsreise spielen. Besonders cool fand ich tatsächlich die in der Heckklappe verpackten Stühle und den Tisch in der Tür (hier in einem Video zu sehen). Wer schon mal Campen war, weiß, wie blöde solche Dinge einzupacken sind. Leider kein Auto, das ich mir leisten kann – wenn auch deutlich günstiger als ein Porsche.
Wer in die Autostadt mag und ADAC-Mitglied ist, bekommt Rabatt. Eventuell lohnt sich auch ein Abendticket, das kostet derzeit 10€ und man erhält einen Verzehrgutschein dazu (den gibt es beim normalen Tagesticket leider nicht).
Und sonst?
Wir waren übrigens sogar noch im Tiergehege, dort war ich als Kind wirklich häufig. Damals waren da noch deutlich mehr Tiere (ich erinnere mich an Wildschweine und einen (!) Wolf), aber heutzutage sind die Vögel und Kleintiere deutlich schöner untergebracht. Wer vor Ort ist: unterstützt diesen kleinen Verein doch, es ist echt schön, so einen Ausflugsort für kleinere Kinder zu haben (der ist oben neben dem Krankenhaus, falls Ihr das nicht kennt). War ein bisschen kalt, als wir dort waren, aber vom Klieversberg auf Wolfsburg schauen hat auch für die Teenies was gehabt.